Karoline Bonorden

30.04.1924 – 31.12.2023

Der Lebensweg

In liebevoller Erinnerung

In einem ganzen Jahrhundert hast du viel bewegt, liebste Linchen – mehr als sonstjemand wie es scheint, und länger als die Queen überdauerte, herrschtest du über dein Rusbender Reich, erst im Töpferweg, dann in der Deinser Straße.

Nicht nur betontest du immer wieder, wie viel du gearbeitet hast auf dem Hof, bei den Tieren, mit den Kindern, sondern auch wie viel Freude du mit der Gemeinschaft im Dorf hattest, bei deinen vertrauten Freunden und der Frauenhilfe. Liebevoll warst du stets, und das auch zu Besuchern – den Partnergemeinden zum Beispiel oder Geflohenen des Krieges. Im Winter zur Weihnachtszeit hast du den langen Aufenthalt deiner Lübecker Familie immer überaus genossen und sorgtest für eine große Schale selbstgebackener Kekse und Nüsse, einen Tannenbaum mit Lametta und eine Festmahlzeit. Es war deine größte Freue, besucht zu werden und auch deine Lieben zu besuchen, das besonnene Lächeln trugst du dabei stets im Gesicht, und wenn es doch mal lauter wurde, dann hast du die unangenehme Stimmung schnell hinfort gelacht. Bei Frühling sorgtest du für jedes Blümlein im Garten und dass es alle bei dir warm haben, und wenn dir langweilig war, ging der Fernseher an und du schautest gern Neues aus Büttenwarder oder Quizshows, das Raten und Schmunzeln hat die Langeweile vertrieben. Einer Geburtstagsfeier im April, am 30. zu deinem Ehrentag, warst du nie abgeneigt, und wenn es nur Kaffee und Kuchen gab – alle Lieben beisammen zu haben war dein größtes Glück, was dich lange hat leben lassen. Für alle hattest du viel Wärme und liebe Worte und besonders wohl gefühlt hast du dich mit Friedel und Gerd sowie deinem lieben Mann Fritz, und wenn ihr beisammen wart, bist du aufgeblüht wie eine Sonnenblume im Licht. Über all die Kinder auf dem Hof hast du dich gefreut, vor allem wenn es Sommer war und du ihnen beim Spielen zugeschaut hast – auf der großen Schaukel in der Diele, beim Klettern im Baumhaus hinter dem Haus, beim Hühner füttern mit Fritz oder beim Zelten in deinem Garten. Regelmäßig wurde der Hunger abgefragt, so wie es sich gehört, und immer sollte der Teller nach der Mahlzeit leer sein, damit die Sonne morgen scheine, doch das Messer dürfe bloß nicht abgeleckt werden, denn sonst schneide man sich die Zunge ab, wie Fritz immer betonte. Im Herbst war das Bauernhaus in einen gemütlichen Schleier umhüllt und drinnen war es warm und sicher – gefürchtet hattest du dich sowieso nie, weder bei Sturm noch bei schlechten Nachrichten im Fernsehen – bei all dem was du erlebt und möglich gemacht hast ginge es uns jetzt gut, man könne nicht klagen.

Mit Persönlichem wie deinen Stickkunstwerken, den Broschen und dem Schmuck, den großen Truhen deiner Verwandten, den Trachten und all den Fotos hast du dir über die vielen Jahre Relikte bewahrt, die niemals ins Vergessen geraten und ein Vermächtnis umrahmen, das allzeit weitergeführt werden wird.

Mit jedem Wort von dir haben wir dazugelernt, dich und die damalige Zeit, aber auch uns besser zu verstehen, denn wir tragen so viel von dir in unserer Existenz.

Ein Leben ohne dich ist zwar unvorstellbar, aber die Gewissheit, dass du mit Fritz auf Blumenwiesen in der Sonne tanzt und deine schützende Hand durch die Wolken über uns hältst, lässt uns die Dankbarkeit, dich gekannt zu haben, Priorität sein.

Reine Seelen eures Seins umwebet all das Schöne im Himmel und das Gute hier auf Erden, mit jedem Sonnenstrahl und jedem Sternenschein werdet ihr, liebe Linchen, lieber Fritz, immer in unseren Reihen sein.

Erinnerungsfotos

In liebevoller Erinnerung